Eure Erfahrungen: Andi

Hallo Martin,

erst einmal vielen Dank für deine Initiative bei pledge2019.eu

Ich war erfreut von deinen Erfolgen in der LNP zu hören. Und finde deinen Blog zum Erfahrungsaustausch eine tolle Sache.

Zu mir als Person. Ich habe vor 20 Jahren Informatik studiert und Teil meines Studiums waren mehrere Vorlesungen zum Thema KI. Ich arbeite nun schon seit Jahre im IT- und im Cloud-Umfeld als Softwareentwickler. Deshalb habe auch ich versucht mich bei meinen Telefonaten von der technischen Seite zu nähern.

Vorab habe ich mir einen DIN-A4 Zettel mit den wichtigsten Stichworten und Argumenten gemacht. Anschließend habe ich den mir vorgeschlagenen Kandidaten recherchiert um zu sehen, welchen beruflichen Hintergrund der Kandidat hat und kann ich ein Beispiel aus seinem Bereich formulieren kann.
Beides half mir, da ich nicht so redegewandt bin und auch eine gewisse Aufregung da war.

Erster Versuch bei einem Kandidaten der SPD … es klingelt … es klingelt … ich werde aktiv weggedrückt.
Zweiter Versuch wieder ein Kandidat der SPD … besetzt.

Hier habe ich mir überlegt aufzuhören, denn ich habe nur begrenzt Zeit während des Arbeitstages zu telefonieren.
Zum Glück habe ich mich aber entschieden weiter zu machen.

Dritter Anruf war bei einer CDU-Politikerin hier kam ich durch und eine durchaus freundliche aber auch schon etwas genervte Assistentin nahm den Anruf entgegen. Ich stellte mich vor, erwähnte dass ich wegen der Abstimmung anrufe und die Kandidatin sich noch nicht gegen die Reform ausgesprochen hätte und ich gerne meine Bedenken schildern würde. Die Assistentin sagte mir, dass die Kandidatin sich noch nicht entschieden hätte und ich versuchte mein Glück. Es war ein recht einseitiges Gespräch, in dem ich meine Themen vorbrachte und wurde dann knapp aber freundliche mit dem Kommentar verabschiedet, dass man meine Argumente notiert hätte und sie weiterleiten werde.

Hier hatte ich gemischte Gefühle. Ich empfand es als Erfolg durchgekommen zu sein und auch meine Argumente aufzuzählen, aber diese knappe Gesprächsführung auf der anderen Seite lassen mich zweifeln, ob hier ernsthaft was aufgenommen und gar weitergeleitet wird.

Vierter Anruf war bei einem sehr prominenten Kandidaten der CDU. Hier war eine sehr nette Assistentin am Apparat die meinte, dass ihre Kollegin für das Thema zuständig sei und ob ich gleich nochmal anrufen könne, sie wäre nicht in dem Thema und könne nur meine Argumente aufnehmen. Da ich Aufgrund der Funktionsweise von pledge2019.eu ja keine Nummer habe, habe ich ihr meine Argumente vorgebracht.

Sie war durchgehend freundlich und es hörte sich auch so an als würde sie meine Argumente und Beispiele notieren.
Nach diesem Telefonat hatte ich erstmalig das Gefühl einen Beitrag geleistet zu haben, der vielleicht auch etwas bewirkt.

Der letzte Anruf heute war an eine CSU-Politikerin auf die ich mich sehr gefreut habe, denn in der Recherche habe ich festgestellt, dass sie während ihres Studiums ein KI-Thema hatte. Ich wurde jedoch hier auch weggedrückt.

Alles in allem ein sehr gemischter Tag, der mir aber gezeigt hat, dass ich weiter machen werde.

Der Hinweis mit „Immer freundlichen bleiben“ halte ich für einen der wichtigsten. Auch wenn Politiker untereinander das nicht beherzigen. Hier reden wir aber mit Menschen die nicht direkt am Rednerpult stehen und die auch nicht unbedingt die Meinung ihres Arbeitgebers teilen. Trotzdem wollen wir von diesen Menschen ernst genommen werden und diese Ernsthaftigkeit soll von diesen Menschen auch an ihre Arbeitgeber weitergegeben werden.

Ich möchte auch noch erwähnen, dass doofe Sprüche, sich über den/die anderen lustig machen oder das Thema ins Lächerliche ziehen genauso wenig hilfreich ist,


Hier noch ein Auszug aus meinen Argumenten:

Artikel 11:

  • Schafft einen Marktvorteil für große Verlage gegenüber den kleinen, da kleine Verlage auf News-Aggregatoren zur Gewinnung von Reichweiten angewiesen sind. Während große Verlage vom Publikum immer gefunden werden, da sie schon bekannt sind.
  • Wenn die Verlage Geld möchten, können sie die Artikel doch mit einer PayWall schützen. Wieso müssen die kostenlos lesbar sein?
  • Es gibt auch technische Mittel um Suchmaschinen auszuschliessen. Wieso werden diese nicht angewandt, wenn man nicht will, dass die Artikel dort auftauchen?

Artikel 13:

  • Auch wenn Google und Facebook Artikel 13 lieber nicht hätten, gehen sie bei einer Umsetzung des Artikel 13 als Gewinner hervor.

    Sie definieren das technisch Mögliche und Zumutbare, das kann ein kleinerer Anbieter in der Masse und Klasse gar nicht leisten.

    Sie können die Filter als Service kostenpflichtig oder kostenlos anbieten, in jedem Fall werden die Daten durch diese Kraken geleitet, was ja deren eigentliches Geschäftsmodell ist.

    Sie haben das nötige Kleingeld in Kombination mit Macht um Lizenzverträge zu ihren Gunsten auszuhandeln, die andere nicht haben.

  • Filter sind und werden immer fehlerhaft sein:
    z.B. Musik im Hintergrund bei einer Live-Berichterstattung
    Beispiel Pinksticks Video gesperrt wegen RTL Berichterstattung

  • KI kann und wird auch nie das leisten können, was die Politik (oder die GEMA) sich vorstellt. Hier gibt es auch aktuelle Beispiele.

    KI diskriminiert Frauen bei Bewerbungen (Amazon)

    SCHUFA errechnet schlechte Bewertung bei zu wenig Daten (hier gab es einen Artikel um einen Investmentbanker, über den die Schufa einfach nichts wusste, der aber selbst mit Millionen jongliert).

Nochmals vielen Dank für dein Engagement und viele Grüße,
Andi

Vielen herzlichen Dank Andi, für dein Engagement und dafür dass du deine Erlebnisse und deine Argumente mit uns geteilt hast.