Ergebnis Finale Abstimmung im EU Parlament am 26.03.2019

Ich hab jetzt einige Tage nichts gepostet, was mit ein paar nicht sehr positiven Erfahrungen zusammenhängt.

Jetzt möchte ich erst einmal auf das Ergebnis der heutigen finalen Abstimmung im EU-Parlament eingehen und hier im Besonderen auf die erste Abstimmung darüber, ob man nochmal über den genauen Text debattieren solle. Denn in meinen Gesprächen mit den Abgeordnetenbüros wurde mir häufig gesagt, dass man zwar für eine Änderung sei, jedoch nicht generell gegen die Richtlinie. Dies bedeutet, dass aus meiner Sicht diese erste Abstimmung ob noch über Änderungen diskutiert werden soll die eigentlich wichtigste war.
Diese ist ja furchtbar knapp ausgegangen mit 312 zu 317 Stimmen. Was in der Berichterstattung die ich heute gesehen habe etwas zu kurz gekommen ist: Enthalten haben sich 24, aber 97! (siehe Bild) haben gar nicht abgestimmt, obwohl sie anscheinend anwesend waren (es war niemand abwesend laut votewatch.eu ). Ich halte diesen Fakt doch für sehr erwähnenswert. Besonders weil nur 5 Stimmen gefehlt haben..

Hier mal ein kleiner Plot, welcher diesen Missstand etwas besser zeigt:

In diesem Post möchte ich noch nicht im Detail Namen nennen, bzw. auf die Deutschen Parlamentarier eingehen. Ich möchte zuerst einmal nur eine Übersicht über die einzelnen EU Länder geben, da diese Zahlen doch auch etwas Aufschluss bieten:

Man kann hier gut sehen, dass die Proteste doch einen sehr positiven Effekt hatten. Denn in Deutschland haben mehr Abgeordnete für eine Änderung des Textes der Richtlinie gestimmt als dagegen. Aber besonders in Polen und Tschechien, wo es neben Deutschland am 23.März die meisten Demos gab (siehe hier), kann man ganz klar sehen, dass es wirklich hilft, wenn man auf die Strasse geht!
In Luxemburg kann man sehen, dass deren EPP Abgeordnete tatsächlich wie versprochen für eine Änderung des Textes gestimmt haben.
Was man aber auch sehen kann ist, dass an der Geschichte mit dem Deal zwischen Deutschland und Frankreich wirklich was dran sein könnte, denn man sieht ganz klar, dass es eigentlich die Franzosen sind, welche wirklich für den finalen Text sind.

Was für mich die Frage aufwirft:

Ist das wirklich eine faire Europäische Gemeinschaft, wenn die Regierungen von 2 von 28 Ländern (auch wenn diese viele Einwohner haben, aber trotzdem nur knapp 30% der Gesamtbevölkerung stellen) einfach auf Grund eines Kuhhandels bezüglich ihrer nationalen Interessen, die Freiheitsrechte ihrer eigenen Bürger und ganz besonders die der Bürger der anderen Staaten beschneiden können?

Falls ihr selbst eine Analyse machen wollt, habe ich alle Daten die mir vorliegen für diese Abstimmung für euch als .csv aufbereitet (hier nicht nur nach Ländern, sondern MIT Namen der Abgeordneten). Dieses File stelle ich euch frei zur Verfügung, ihr könnt es veröffentlichen wie ihr möchtet, auch ohne jegliche Nennung von mir. Wichtig ist, dass diese Daten auf gut verarbeitbare Weise verfügbar sind. (Ergänzung: Ich habe die Daten mit Stichproben mit dem von Julia Reda veröffentlichten .pdf verglichen und keine Abweichungen festegestellt.):

Falls ihr Fragen habt, oder in meinen Daten Fehler finden solltet, dann meldet euch bei mir entweder per Email an info@iamcitizen.eu oder auf Twitter.

Die Grafiken stelle ich euch gerne unter der Creative Commons Lizenz (CC BY 4.0) zur Verfügung. Das heisst: Ihr könnt sie nutzen wie ihr möchtet, aber bitte nennt noch die Quelle. Hier wäre mir ein Link auf diesen Post am liebsten.

Aktueller Stand Artikel 13

Da ich nirgendwo eine entsprechende Visualisierung gefunden habe, habe ich mich nun dran gemacht und recherchiert auf saveyourinternet.eu und habe für jedes einzelne EU Land den aktuellen Stand des wahrscheinlichen Abstimmungsergebnis angeschaut. Über die gesamte EU betrachtet muss ich sagen: Es sieht gar nicht gut aus (sofern saveyourinternet.eu korrekte Attribution hat)… Es sind noch 396 Abgeordnete (53%) für Artikel 13, nur 102 (13%) haben sich auf pledge2019.eu generell dagegen ausgesprochen und 208 (28%) sind dagegen, haben sich aber auf pledge2019.eu noch nicht geäussert. Das heisst, bisher sind nur 310 Abgeordnete (41%) dagegen. Selbst mit den 44 Abgeordneten die sich noch nicht entschieden haben laut saveyourinternet.eu käme man nur auf 47%. Das reicht nicht! Aber schaut selbst:

Hier die Aufschlüsselung nach den einzelnen Ländern:

Ich kann euch nur nochmal dazu aufrufen: Wenn ihr EU-Bürgern aus anderen Ländern kennt, dann macht sie auf die Problematik aufmerksam und bittet sie sich an ihre Abgeordneten zu wenden… Nur in Deutschland werden wir das nicht schaffen!

Anmerkung: Ich rede hier nur von Artikel 13, da es auf saveyourinternet.eu unklar ist, ob die Angaben dort auch generell gelten…

Eure Erfahrungen: Alessandro

Hallo zusammen,

ich hatte ein Gespräch mit Alessandro, italienischer Staatsbürger. Er hat mir berichtet, dass er auch sehr besorgt ist, besonders bezüglich Artikel 13. Darum hat er italienische Abgeordnete angerufen. Leider weiss ich nicht welche Fraktion. Seine Erfahrung ist, dass sehr wenige das Telefon abnehmen (Anm: Was am aktuellen Umzug von Brüssel nach Straßburg liegen kann). Diejenigen aber die abnehmen interessieren sich anscheinend recht wenig für das Thema und haben ihn alle schnell abgewimmelt…

Hier kann man sehen, dass die Thematik nicht in allen Ländern so stark umfochten ist wie in Deutschland. Deswegen mein Aufruf an euch alle: Wenn ihr EU Bürger anderer Staaten kennt, dann macht sie bitte auf die Problematik aufmerksam, bittet sie mit ihren Abgeordneten in Kontakt zu treten und zu versuchen sie zu überzeugen. Wenn möglich, dann bittet sie auch Bekannte im Heimatland zu kontaktieren, damit diese auch mit den Abgeordneten in Kontakt treten und auf lokale Demos gehen und generell das Thema weiter zu verbreiten.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Martin


Eure Erfahrungen: Andi

Hallo Martin,

erst einmal vielen Dank für deine Initiative bei pledge2019.eu

Ich war erfreut von deinen Erfolgen in der LNP zu hören. Und finde deinen Blog zum Erfahrungsaustausch eine tolle Sache.

Zu mir als Person. Ich habe vor 20 Jahren Informatik studiert und Teil meines Studiums waren mehrere Vorlesungen zum Thema KI. Ich arbeite nun schon seit Jahre im IT- und im Cloud-Umfeld als Softwareentwickler. Deshalb habe auch ich versucht mich bei meinen Telefonaten von der technischen Seite zu nähern.

Vorab habe ich mir einen DIN-A4 Zettel mit den wichtigsten Stichworten und Argumenten gemacht. Anschließend habe ich den mir vorgeschlagenen Kandidaten recherchiert um zu sehen, welchen beruflichen Hintergrund der Kandidat hat und kann ich ein Beispiel aus seinem Bereich formulieren kann.
Beides half mir, da ich nicht so redegewandt bin und auch eine gewisse Aufregung da war.

Erster Versuch bei einem Kandidaten der SPD … es klingelt … es klingelt … ich werde aktiv weggedrückt.
Zweiter Versuch wieder ein Kandidat der SPD … besetzt.

Hier habe ich mir überlegt aufzuhören, denn ich habe nur begrenzt Zeit während des Arbeitstages zu telefonieren.
Zum Glück habe ich mich aber entschieden weiter zu machen.

Dritter Anruf war bei einer CDU-Politikerin hier kam ich durch und eine durchaus freundliche aber auch schon etwas genervte Assistentin nahm den Anruf entgegen. Ich stellte mich vor, erwähnte dass ich wegen der Abstimmung anrufe und die Kandidatin sich noch nicht gegen die Reform ausgesprochen hätte und ich gerne meine Bedenken schildern würde. Die Assistentin sagte mir, dass die Kandidatin sich noch nicht entschieden hätte und ich versuchte mein Glück. Es war ein recht einseitiges Gespräch, in dem ich meine Themen vorbrachte und wurde dann knapp aber freundliche mit dem Kommentar verabschiedet, dass man meine Argumente notiert hätte und sie weiterleiten werde.

Hier hatte ich gemischte Gefühle. Ich empfand es als Erfolg durchgekommen zu sein und auch meine Argumente aufzuzählen, aber diese knappe Gesprächsführung auf der anderen Seite lassen mich zweifeln, ob hier ernsthaft was aufgenommen und gar weitergeleitet wird.

Vierter Anruf war bei einem sehr prominenten Kandidaten der CDU. Hier war eine sehr nette Assistentin am Apparat die meinte, dass ihre Kollegin für das Thema zuständig sei und ob ich gleich nochmal anrufen könne, sie wäre nicht in dem Thema und könne nur meine Argumente aufnehmen. Da ich Aufgrund der Funktionsweise von pledge2019.eu ja keine Nummer habe, habe ich ihr meine Argumente vorgebracht.

Sie war durchgehend freundlich und es hörte sich auch so an als würde sie meine Argumente und Beispiele notieren.
Nach diesem Telefonat hatte ich erstmalig das Gefühl einen Beitrag geleistet zu haben, der vielleicht auch etwas bewirkt.

Der letzte Anruf heute war an eine CSU-Politikerin auf die ich mich sehr gefreut habe, denn in der Recherche habe ich festgestellt, dass sie während ihres Studiums ein KI-Thema hatte. Ich wurde jedoch hier auch weggedrückt.

Alles in allem ein sehr gemischter Tag, der mir aber gezeigt hat, dass ich weiter machen werde.

Der Hinweis mit „Immer freundlichen bleiben“ halte ich für einen der wichtigsten. Auch wenn Politiker untereinander das nicht beherzigen. Hier reden wir aber mit Menschen die nicht direkt am Rednerpult stehen und die auch nicht unbedingt die Meinung ihres Arbeitgebers teilen. Trotzdem wollen wir von diesen Menschen ernst genommen werden und diese Ernsthaftigkeit soll von diesen Menschen auch an ihre Arbeitgeber weitergegeben werden.

Ich möchte auch noch erwähnen, dass doofe Sprüche, sich über den/die anderen lustig machen oder das Thema ins Lächerliche ziehen genauso wenig hilfreich ist,


Hier noch ein Auszug aus meinen Argumenten:

Artikel 11:

  • Schafft einen Marktvorteil für große Verlage gegenüber den kleinen, da kleine Verlage auf News-Aggregatoren zur Gewinnung von Reichweiten angewiesen sind. Während große Verlage vom Publikum immer gefunden werden, da sie schon bekannt sind.
  • Wenn die Verlage Geld möchten, können sie die Artikel doch mit einer PayWall schützen. Wieso müssen die kostenlos lesbar sein?
  • Es gibt auch technische Mittel um Suchmaschinen auszuschliessen. Wieso werden diese nicht angewandt, wenn man nicht will, dass die Artikel dort auftauchen?

Artikel 13:

  • Auch wenn Google und Facebook Artikel 13 lieber nicht hätten, gehen sie bei einer Umsetzung des Artikel 13 als Gewinner hervor.

    Sie definieren das technisch Mögliche und Zumutbare, das kann ein kleinerer Anbieter in der Masse und Klasse gar nicht leisten.

    Sie können die Filter als Service kostenpflichtig oder kostenlos anbieten, in jedem Fall werden die Daten durch diese Kraken geleitet, was ja deren eigentliches Geschäftsmodell ist.

    Sie haben das nötige Kleingeld in Kombination mit Macht um Lizenzverträge zu ihren Gunsten auszuhandeln, die andere nicht haben.

  • Filter sind und werden immer fehlerhaft sein:
    z.B. Musik im Hintergrund bei einer Live-Berichterstattung
    Beispiel Pinksticks Video gesperrt wegen RTL Berichterstattung

  • KI kann und wird auch nie das leisten können, was die Politik (oder die GEMA) sich vorstellt. Hier gibt es auch aktuelle Beispiele.

    KI diskriminiert Frauen bei Bewerbungen (Amazon)

    SCHUFA errechnet schlechte Bewertung bei zu wenig Daten (hier gab es einen Artikel um einen Investmentbanker, über den die Schufa einfach nichts wusste, der aber selbst mit Millionen jongliert).

Nochmals vielen Dank für dein Engagement und viele Grüße,
Andi

Vielen herzlichen Dank Andi, für dein Engagement und dafür dass du deine Erlebnisse und deine Argumente mit uns geteilt hast.

Meine Tipps für euren ersten Anruf

Ihr habt euch also dazu entschlossen bei einem Abgeordneten anzurufen? Das ist eine super Entscheidung!
Hier ein paar Tipps für euch wie ihr euch am Besten vorbereitet:

  1. Setzt euch hin und überlegt euch, was euch ganz persönlich die größten Sorgen bereitet in der finalen Fassung der „EU copyright directive“.  Den Text könnt ihr z.B. hier finden:
    https://juliareda.eu/wp-content/uploads/2019/02/Copyright_Final_compromise.pdf

  2. Schreibt euch eine Liste Punkt für Punkt mit all euren Sorge

  3. Überlegt euch, welches eure 2-3 wichtigsten Punkte sind (wenn ihr mehr Punkte diskutieren wollt, dann verlieren die ersten Punkte an Gewicht und das Gespräch sollte auch nicht zu lange dauern um anderen auch die Chance zu geben einen Anruf zu tätigen)

  4. Überlegt euch, welchen Abgeordneten ihr anrufen möchtet (pledge2019.eu kann euch hier z.B. Hilfe bieten)

  5. Informiert euch über den Abgeordneten den ihr anrufen wollt, z.B.:
  • Hat er im September 2018 dafür und vielleicht im Juli 2018 dagegen gestimmt?
  • Bei einem CDU Abgeordnete ist es wichtig zu wissen: Aus welchem Bundesland kommt er? Denn die CDU ist die einzige Partei, welche bei der Europawahl keine bundesweite Liste hat, sondern für jedes Bundesland eine eigene Liste. Deswegen kann es sein, dass die Assistenten das Interesse verlieren könnten, falls ihr nicht aus deren Bundesland stammt (siehe hierzu auch den Bericht von Paulin: https://www.iamcitizen.eu/eure-erfahrungen/paulin-2/ )
  1. Schreibt euch einen Text für euer Gespräch, den ihr falls ihr zu nervös seid oder nicht wisst was ihr noch sagen sollt, dann auch einfach ablesen könnt. Hier ein Beispiel:

„Hallo,
mein Name ist ….. , ich bin Deutsche(r) Staatsbürger(in) und melde mich bei Ihnen wegen der EU „copyright directive“. Ich bin sehr besorgt wegen Artikel … , ich bin kein Bot und ich würde gerne einmal wissen, welche Ansicht Herr/Frau …. dazu hat.“

Hier wird dann der Assistent erstmal etwas dazu sagen. Dann könnt ihr mit euren Punkten weiter machen. Z.B. so:

„Vielen Dank für diese Informationen.  Wissen Sie wie er/sie denn dazu steht bzgl. [hier eure Bedenken einfügen: z.B. wie denn die in Art.13, Abs.1 erwähnten Lizenzvereinbarungen mit allen Rechteinhabern getroffen werden sollen?]“

So könnt ihr das dann mit allen euren Punkten machen, aber denkt dran: bitte nicht zu viele Punkte diskutieren.

Zum Abschluss könntet ihr dann folgendes fragen:

„Nochmal vielen Dank für die Informationen. Für die Bildung meiner Wahlentscheidung würde ich gerne aber noch wissen:“

„Wie steht Herr/Frau … eigentlich zu den ganzen Demonstrationen die es zum Thema gibt und wie sieht er/sie die hashtags welche zum Boykott der CDU, bzw. SPD aufrufen? Sieht er/sie das als problematisch für die Partei?“

oder:

„Mit welcher Begründung gehen die meisten CDU Abgeordneten davon aus, dass alle besorgten Bürger Bots seien? Wir das auch trotz all den Protesten so gesehen?“

Und zum Schluss:

„Gibt es vielleicht noch etwas, das Sie zu mir sagen möchten, bezüglich meiner Wahlentscheidung im Mai? Vielleicht: Warum soll ich aus Ihrer Sicht die … [hier die Partei des Abgeordneten einfügen] wählen?“

Jetzt kann ich euch nur noch ganz viel Erfolg wünschen und falls ihr noch unsicher seid und vielleicht noch Fragen habt, dann meldet euch einfach bei mir per Email (info@iamcitizen.eu). Ich werde euch gerne zur Seite stehen.

Ausserdem dürft ihr mir auch gerne von euren Erlebnissen berichten und damit vielleicht auch noch andere Leute dadurch inspirieren.

Viel Erfolg und liebe Grüsse,
Martin

Eure Erfahrungen: Paulin

„Lieber Martin, 

habe mir heute zum Frühstückskaffee die aktuelle Folge Logbuch:Netzpolitik angehört und fand Deinen Beitrag sehr einleuchtend.

Vor einigen Wochen habe ich schon über 60 persönlich formulierte Emails über das Tool auf Saveyourinternet.eu rausgeschickt – aber nur eine Hand voll antworten erhalten, und nur von ein paar Linken, Grünen und Sozialdemokraten, die ihre schon bekannte Ablehnung gegenüber der Urheberrechtsreform vermerkt haben. 

Also habe ich mir Stift und Zettel geschnappt und mich über das pledge2019.eu-tool verbinden lassen. Habe mir natürlich ein paar Stichpunkte aufgeschrieben vorher.“

“ Mein erster Anruf war bei […] CDU. Der Assistent war sofort endgenervt als er hörte worum es ging. Fragte mich aus welchem Wahlkreis ich komme – wie soll man darauf am besten reagieren? Als ich es ihm sagte, hat er nur versucht mich abzuwimmeln, weil ich [… Anm.: nicht aus dem Bundesland des Abgeordneten] komme. Ich werde im weiteren Verlauf mal versuchen, nicht darauf zu antworten, wenn mir die Frage noch einmal gestellt wird.
Er verwies auf die Website von […], und meinte ich möge bitte eine Email schreiben. Ich fragte ihn ob ich ihm noch ein/zwei Fragen stellen könnte, da viel er mir ins Wort und wies mich wieder ab. Am Ende beschuldigte er mich sogar, dass ich ihn garnicht Reden lassen würde – witzig, denn […] ich trotz empfundener Aufregung super höflich blieb und er der einzige war, der mir pampig ins Wort fiel.

Ich habe früher mal eine Weile Kundenservice am Telefon gemacht – ich weiß, wie es sich anhört wenn jemand schlechte Laune hat und einen Abwimmeln will. Meine Vermutung: bei Herrn […] klingelt in letzter Zeit häufig das Telefon und zumindest seinem Mitarbeiter scheint das wohl gar nicht zu passen. 

Danach habe ich, etwas bestärkt und weniger aufgeregt, noch folgende Volksvertreter versucht zu erreichen: […]
Bei allen dreien ging niemand mehr ans Telefon.

Soweit so gut, dass war also mein Vormittag [Anm.: 8.März 2019]. Nichts erreicht, aber du hast recht – es fühlt sich gut an. Es gehört eben mehr dazu, als einfach nur wählen zu gehen. Ich werde mein Umfeld auf das Tool [Anm.: pledge2019.eu] aufmerksam machen, wenn ich noch ein paar weitere Erfahrungen gesammelt habe. 

Vielen Dank für deinen Beitrag! Ich werde dich auf dem laufenden halten, falls noch etwas spannendes passiert. „

Paulins persönliche Argumente sind:

  • Meinungsfreiheit – Fehlentscheidungen von Upload-filtern, oder missbrauch des “Melden”-Tools ermöglichen eine unverhältnismäßige Beschneidung meiner Kunst- und Meinungsfreiheit online.
  • Datenkraken und Monopolstellung – riesige Unternehmen wir Google oder Facebook anzuheuern, um für sämtliche Social-Media Plattformen Uploadfilter zu installieren gibt diesen Unternehmen noch mehr Datenmacht als sie ohnehin schon haben. Sie würden damit ja Zugang zu den Informationen von Nutzern auf Konkurenzplattformen erhalten – was für eine Absurde Idee. Dieses Argument sehe ich selten.
  • Technologiewahnsinn – wie von dir auch schon besprochen: die Technik ist noch lange nicht bereit für einen zuverlässigen Uploadfilter – abgesehen von den ethischen und philosophischen Bedenken, und die zwangsläufig intransparenten Entscheidungsprozesse eines Algorithmus, können derzeitige Filter noch lange keine Nuancen menschlichen Humors/Satire erkennen, und werden somit definitiv drakonisch Zensieren. 

Lieber Paulin, ich danke dir ganz herzlich für deinen ausführlichen Bericht! Bitte sei mir nicht böse, wenn ich manche Stellen gekürzt habe und auf die Nennung des Abgeordneten verzichtet habe. Nach einiger Überlegung, möchte ich hier so gut es geht auf „Namecalling“ verzichten, da es in diesem Fall dem Assistenten schaden könnte und das liegt absolut nicht in meiner Absicht. Ich bitte hier um Verständnis.
Ich drücke dir die Daumen, dass deine nächsten Kontakte etwas angenehmer verlaufen. Falls nicht, dann darfst du uns das auch gerne wissen lassen.

Vielen Dank für dein Engagement!

Eure Erfahrungen: Daniel G.

„Ich mache auch seit Anfang der Woche jeden Morgen einen Call (pledge2019), der aber meistens auf dem AB endet (9 Uhr scheint da noch nicht so viel los zu sein 😉 ) oder ich werde abgewimmelt. Interessanterweise hatte ich heute aber eine CDU Abgeordnete dran, die laut ihrer Assistentin noch in der Meinungsfindungsphase ist und noch nicht mal gewusst hat, das die finale Abstimmung am 27.03. ist (oder bin ich hier falsch informiert?). Ich würde jetzt gern mal versuchen mich auf diese Abgeordnete zu fokussieren.“

Vielen Dank an Daniel G. Ich dachte auch sie wäre am 27.03. aber ich habe etwas recherchiert und der Termin ist noch nicht fest. Es wird irgendwann zwischen 25.-28.März sein. Update (12.03.2019): Heute hat Julia Reda auf Twitter angekündigt, dass die Plenardebatte am 26.März sein wird und die Abstimmung vermutlich am 26. oder 27.März (https://twitter.com/Senficon/status/1105368245052284928)

Eure Erfahrungen: Annette

„Seit ich bei LNP über pledge2019.eu gehört habe, habe ich fast jeden Tag bei irgendwelchen EU-Abgeordneten angerufen und kann auch nur deine positiven Erfahrungen teilen. Alle Mitarbeiterinnen warten sehr freundlich und interessiert, auch wenn bei denen bestimmt das Telefon dauerklingelt.
Was ich allerdings von mehreren gehört habe, war aber die Aussage „Ah, endlich ruft mal eine Frau an!“ Es scheint da wirklich ein krasses Missverhältnis zwischen Männern und Frauen zu sein. Warum ist das so? Auf der Demo am 05.03. habe ich sehr viele Frauen gesehen.
Ich werde also auch weiterhin meine Anrufe fortführen, auch wenn ich es traurig und schade finde, dass diese Anrufaktion sich wohl überwiegend auf Deutschland beschränkt.“

Vielen Dank an Annette (Twitter: @anea1963) Ich hoffe sehr, dass ihr Bericht eine Inspiration ist für alle Leserinnen, die gerne einen Anruf machen würden, sich aber bisher nicht trauen. Ich denke es ist sehr wichtig, dass dieses anscheinende Ungleichgewicht behoben wird, denn dieses Thema betrifft alle Geschlechter gleichermaßen.

Eure Erfahrungen: Christoph

„Gestern zunächst unter https://saveyourinternet.eu/de/ nachgeschaut, welche Abgeordneten für die  Richtlinie, also für Uploadfilter, sind.
Dann den CDU-Vertreter aus meiner Region bei der EU angerufen, mir vorher einige Argumente zum Themenkomplex Uploadfilter zurechtgelegt. War ganz schön aufgeregt, aber der Mitarbeiter war sehr freundlich und wünschte eine E-Mail mit den Argumenten. Die E-Mail sollte gewisse Kriterien erfüllen, erkennbar nicht von einem Bot stammend oder unter Pseudonym. Ob es nun reicht, unter eine gmail/1u1-Adresse seinen Namen und Anschrift zu nennen weiß ich nicht, weil ich eine aussagefähige Mailadresse habe.
Habe ich dann geschäftsbriefsfreundlich formuliert niedergeschrieben, mit den besten Wünschen hintendran. Und das es für mich wichtiges Kriterium für die kommende Wahl darstellt, hehe.
Und nun hatte ich ja plötzlich eine schöne Vorlage.
Vorlage angepasst und dann personalisiert Form (Anrede) zack an sämtliche pro Abgeordneten. Außer Herrn Voss, war mir dann doch zu blöd.
Bin gespannt, ob ich Antworten bekomme.“

Vielen lieben Dank an Christoph!

Eure Erfahrungen: Sven

Sven hat sich bei mir gemeldet und er hat auch einen Erfahrungsbericht auf seinem Blog verfasst.

Er berichtet auch darüber, dass es ein

„sehr angenehmes Gespräch war in dem ihm zugehört wurde“.

Die Abgeordnete habe sich bisher noch nicht entschieden und es wurde ihm versprochen

„die Inhalte unseres Telefonats und meine Sorgen […] weiterzuleiten“.

Das Gespräch gab ihm ein gutes Gefühl:

„Es war gut zu erfahren, dass diese Menschen sich Zeit nehmen (müssen) für unsere Anliegen und es war gut gegen das Gefühl der Ohnmacht, dass ich so langsam bezogen auf Artikel 13 und Artikel 11 empfinde.“

Sein Fazit:

„ich kann euch sagen ich werde es wieder tun.“

Für seinen ganzen Bericht geht auf seinen Blog und unterstützt damit auch Sven (er hat es verdient!).

Vielen Dank an Sven, Düsseldorf